5. Etappe zum South Luangwa Park in Sambia

17.09 Von der Grenze nach Chipata
Die Grenzformalitaeten waren heute extrem langwierig und sehr teuer. Man wollte uns einfach nicht glauben, dass wir mit einem Deutschen Pass „Residents“ von Botswana sind. Als solche haetten wir – da SADC ( Southern African Development Community) – nur die Haelfte bezahlen muessen. Und obgleich wir aus einem Gelbfieber-freien Land kamen, mussten wir eine diesbezuegliche Impfung nachweisen. Gluecklicher Weise hatten wir noch eine gueltige Impfung vom letzten Jahr im Impfpass.
Dank unseres Alters wurden wir relativ zuegig durchgeschleust, doch unmittelbar danach von unzaehligen Versicherungsagenten bedraengt, die uns zu gerne eine Versicherung verkauft haetten. Doch wir waren versichert!Sambia

Wir reisen nun von Osten kommend kurz hinter Mchinji nach DSCN1016Sambia ein, das als Binnenland (wie Botswana) nur etwa um 30% groesser ist als unser Land aber die gut 7-fache Einwohnwerzahl  hat. Es grenzt neben Botswana und Malawi noch an 6 weitere Laender des suedafrikanischen Subkontinent.
Sambia gehoert, obgleich an sich ein hervorragendes Agrarland, zu den aermsten Laendern Afrikas. Und das wird uns auch gleich bewusst, als wir nach der Grenze auf die duerre, nicht bewirtschafte Savanne blicken. Durch den massiven Holzabbau wirken weite Gegenden ausgestorben und leer. StrasseZwar koennen wir zumindestens bis Chipata bequem auf einer – wenn auch schmalen – Teerstrasse fahren, doch anders als in den anderen Laendern unserer Tour, sind die Strassen leer oder lediglich von LKW’s und Bussen befahren. Man geht hier weite Strecken zu Fuss.
Die Armut in diesem Teil des Landes ist unbeschreiblich! Und nicht nur hier, sondern auch in anderen, weiten Gegenden unserer Tour durch Sambia! Die kleinen Doerfer wirken Sambiadorfverlassen, nicht einmal Ziegen oder Esel beleben das Bild. Ein grosses Problem der Menschen in den kleinen Doerfern hier ist die vermehrte Abwanderung. Von einem Einheimischen erfahren wir, dass immer wieder grosser Schaden entsteht, wenn die Elefanten auf ihrer Suche nach Wasser in die Doerfer einbrechen und sebst die im Haus aufbewahrten Wasserreserven und sogar  den in Saecken verstauten Mais suchen. Hilfen beim Wiederaufbau zerstoerter Haeuser werden von Regierungsseite nicht bereitgestellt.
Das Leben in den an der Teerstrasse gelegenen, gut bewohnten Doerfern ist wie in allenSambia Geschaeft durch den Fernverkehr gepraegten Doerfern weitaus „moderner“, dort gibt es immerhin kleine Geschaefte, denn es sind noch mindestens 20km bis Chipata, der naechst groesseren Stadt mit einem(!) Supermarkt.

Chipata ist mit knapp 400 000 Einwohnern die Provinzhauptstadt mit Hotels, Banken, Schulen und einem Hospital. Es ist der1024px-Chipata_-_roadside_clothes_vendors Dreh-  und Angelpunkt von Lusaka (570km) nach Malawi und auch fuer die Nord-Sued- Achse in Ostsambia. Auf gut 1000 m Hoehe ist es eingebettet in die huegelige bewaldete Landschaft und hat stellenweise noch doerflichen Charakter.
Wir allerdings halten uns hier nicht laenger auf. Esmama rula ist schon spaet und unser Ziel ist das Camp „Mama Rula’s“, etwa 6km ausserhalb von Chipata. Das Camp – genau nennt es sich MamaRula’s B&B – bietet neben dem Zeltplatz auch Raeume an, und selbst fuer Verpflegung kann gesorgt werden. Wir aber sind ja voll ausgeruestet und parken unseren Landrover mitten unter diesen herrlich gruenen Baeumen. Leider hat Gesa sich anscheinend den Magen verdorben und bleibt vorerst im Auto. Neben uns parkt eine ein wenig verrueckte, viel Rotwein trinkende Berlinerin – etwa 60 Jahre alt – mit ihrem zum Wohnmobil umgebauten MAN, mit dem sie seit 20 Jahren immer fuer mehrere Monate im Jahr durch die Gegend reist – nicht nur durch Afrika. Sie hatte frueher ein eigenes Taxiunternehmen, das sie allerdings jetzt nicht mehr betreibt.
Karsten musste leider sein Risotto alleine essen, auch der Daemmerschoppen fiel fuer Gesa aus.

18.09. Weiterfahrt zum South Luangwa Nationalpark
Nach einem ausgedehnten gemutlichen Fruehstueck packen wir unsere Sachen, dann starten wir auf die ansich kurze Strecke zum South Luangwa National Park, fuer die wir allerdings 3½ Stdn. einkalkulieren muessen.
Zuvor jedoch fahren wir noch einmal in das Zentrum von Chipata, um unsere Essensvorraete aufzufrischen, ausreichend Geld zu ziehen und vor allen Dingen zu tanken. In den naechsten 3 Tagen werden wir von jedlicher Versorgung abgeschnitten sein.
Heute steht uns eine echt abenteuerliche Fahrt bevor, Fahrt zum South Luangawie sich unschwer an der Karte ablesen laesst. Steile Paesse fuehren ueber das Mafinga Gebirge, das sich vom NO des Landes bis in den SW mehr oder weniger entlang der Grenze zu Malawi entlang zieht und deren Gipfel weit ueber 2000m erreichen. Unzaehlige kleine Quellfluesse schneiden tiefe Taeler , sodass die Strasse eher einer Berg- und Talbahn aehnelt. Sie gleicht vorwiegend einer Schotterpiste, die streckenweise  in reine Sandstrasse uebergeht oder sich als Baustelle durch die Gebirgslandschaft schlaengelt. Sambia hat in den letzten Jahren begonnen, etwas fuer die Infrastruktur dieses Landschaftsbereichs zu tun, um so den Tourismus hin zu den wunderschoenen Nationalparks zu foerdern.

Nach etwa 100km kommen wir in das Flusstal des Luangwa, eines der gewaltigsten Zufluesse zum Sambesi entlang des Muchinga Gebirges – ein Teil des „Ostafrikanischen Grabenbruchs“- der Grenze zwischen Sambia und Malawi. Seine aus teils kleinen aber aus grosser Hoehe kommenden Gebirgsfluesse lassen ihn in der Regenzeit zu einem alles mitreissenden Strom werden. Selbst in der Trockenzeit durchziehen noch mehr oder weniger kleine Wasserlaeufe das gewaltige Flussbett des sich dann hier traege hinschlaengelnden Flusses und bilden unzaehlige Lagunen und Sandbaenke. Ein Eldorado fuer Wasservoegel, Krokodile und Nilpferde. Das Flussufer wird gesaeumt von dem satten Gruen weitausladender Mahagonibaeume, den hochaufragenden Stammen des Leadwood (Bleibaum) und Mopanebusch, ein idealer Lebensraum fuer allerlei Antilopen, Giraffen, Elefanten, Wasserbueffel und natuerlich auch fuer Raubkatzen !!!!

Unser heutiges Tagesziel, das „Track und Travel River Camp“, liegt unmittelbar vor Mfuwe, direkt am Parkeingang zum South Luangwa Nationalpark. Wir sind ueberwaeltigt von der Schoenheit dieses Camps im Gruenen , lassen uns von dem hollaendischen Campmanager einweisen und richteten uns dort zunaechst einmal haeuslich ein. So viel Luxus hatten wir nicht erwartet. Und so nehmen wir zunaechst unseren Sundowner auf den bereitstehnden Holzsitzen desRestaurants direkt an der Uferboeschung, bevor wir uns auf unserem Campplatz ein Abendessen zubereiten. Auf unseren mitgebrachten Klappliegen geniessen wir noch lange den Blick direkt auf den Fluss mit seinen unzaehligen Flusspferden und Krokodilen, bevor wir uns relativ spaet in unserem Landrover zum Schlafen legen.  Gesa allerdings lag noch angespannt wach, da Elefanten in dieser Nacht ganz dicht an unserem Landrover durch das Camp zogen. Als allerdings eine Elefantenkuh mit ihrem Kalb auf Tuchfuehlung an unserem Wagen vorbeizog, da wurd es mir doch ein wenig schwulmig. Nur sie nicht durch irgendeine Bewegung erschrecken!

19.09 Tagestour in den South Luanga
Relativ frueh am Morgen holt uns Saidi, unser heutiger Guide in seinem relativ kleinen, offenen Wagen zu einer unglaublich erlebnisreichen Tagestour ab.  Es ist nicht nur sein immenses Wissen ueber Tierverhalten Pflanzen und Baueme, das uns diesen Tag zum unvergesslichen Erlebnis macht! Es ist ebenso die Besonderheit dieser Landschaft mit dem teilweise so ueppigen Baumbestand. Schon als wir uns dem Luangatal naeherten beeindruckten uns die tiefgruenen, weitausladenden Mahagomibaeme und die meterhohen Leadwoodstaemme. Besonders letztere wurden wegen des extrem harten Holzes vermehrt zur Zeit des Eisenbahnbau angepflanzt. Heute werden sie vorwiegend als Feuerholz genutzt.

Schon nach kurzer Zeit erreichten wir das Gate und fuhren in den Park. Es war zunaechst trostlos anzusehen: Ueber weite Flaechen kein Baum, kein Strauch nur die braune Grasnarbe und in der Ferne ein paar Giraffen, die am Buschrand entlangzogen.
Etwa 1/3 des gesamten Parks war einem Buschbrand zum Opfer gefallen, erklaerte uns Saidi, und neben der Vegetation, die sich immer noch nicht erholt hat. sei besonders der Verlust an Wildtieren schmerzlich gewesen. Doch das passiert hier in dem Rark leider regelmaessig. Ueppig gruen wirkt es dagegen in der Niederung des Flusses. Hier machen wir zunaechst einmal eine Fruehstueckspause.
Nach kurzer Fahrt in der Niederung des Luangas erreichten wir dann allerdings das reinste Wildparadies und bekommen alles an Wild zu sehen, was man sich auf einer Tagestour nur denken kann: neben Impalas und Khudus gab es Pukus, Buschboecke, Khudusaber auch Giraffen, Zegras, Elefabten, Hyaenen und Loewen. Und ds alles an einem Tag!!!!

Gegen Mittag ueberraschte Saidi uns dann mit einem vorzueglichen Lunch an einem schattigen Plaetzchen. Danach ging es weiter durch den atemberaubend gruenen Park mit immer wieder besonderen Ereignissen. Ganz besonders werden uns zwei Ereignisse in Erinnerung bleiben:
Am Spaetnachmittag fuhren wir gerade auf schmalem Weg durch waldiges Gebiet, als uns ploetzlich eine Elefantenkuh mit ihrem Kalb den Weg versperrte. Neugierig sah sie zu unserem Gefaehrt herueber und naeherte sich uns ganz gemaechlich, waehrend das Kalb sich seelenruhig seine kleinen Aeste  vom Busch brach. Sehr vorsichtig erforschte sie zunaechst das Aussere unseres Wagens und kam schliesslich direkt an das offene Auto, gluecklicher Weise an Saidis Seite!
Dennoch wurde es mir ein wenig mulmig, nicht aber der Elefantenkuh und auch nicht Saidi, der ganz ruhig das Verhalten beobachtete. Ganz langsam erschien der Ruessel natuerlich auch im Wagen und nahm auch hier alles ganz genau wahr. Nach einiger Zeit schuettelte sie ihren dicken grauen Kopf, sodass ihre Ohren geraeuschvoll hin- und hherschlugen, drehte sich dann aber langsam um und folgte ihrem Kalb. Kurz darauf liess Saidi wieder den Motor an, was ich doch sehr beruhigend fand – nicht aber die Elefantendame, die sich gehoerig erschrocken hatte und mit einer Drohgebaerde laut trompetend im Busch verschwand.
Und weiter ging die Fahrt
Nur wenig spaeter – wir fuhren auf der Huegelkette des Luanga Flussbettes in Richtung Camp – waren wir ploetzlich umzingelt von einer riesigen Bueffelherde – es sollen laut Saidi etwa 1000 gewesen sein – die ganz gemaechlich in Richtung Wasser zogen. Wir beschlossen so weit an die Huegelkante zu fahren, dass wir sie vielleicht noch an ihrem Ziel beobachten konnten.
Und dann geschah tatsaechlich das fuer mich Unfassbare:  In einer riesigen Reihe zogen die Tiere – ihre Jungen in ihrer Mitte beschuetzend  – den Abhang hinunter zum Fluss. Wie eine unendlich grosse Schlange wanden sie sich langsam zum Wasser, tranken in aller Ruhe und zogen in einem grossen Bogen durch das Wasser wieder zurueck auf ihren Pfad, um den Nachfolgenden Platz zu machen.. Da gab es kein Gedraengel oder Geschubse! Es war unfassbar mit welcher Ruhe sich das Ganze bei einer derart grossen Menge von durstigen Tieren vollzog.

Tief ergriffen von diesen Eindruecken fuehren wir auf dem Huegelweg zurueck, beobachteten dabei noch einige im Wasser liegende Krokodile, die auf ihr Abendessen warteten, und einige  sich faul von der Sonne waermende Hippos und erreichten unser Camp ermuedet aber gluecklich noch vor Sonnenuntergang. Nach kurzem Abendessen schliefen wir dann ungestoert und fest und tief in unserem Dachzelt.

20.09. im Camp 
In Sambia sind heute die Praesidentschaftswahlen. Es verspricht, ein wenig unruhig im Land zu werden, und uns wird dringend abgeraten, schon Richtung Lusaka aufzubrechen. Also verlaengern wir unseren Aufenthalt hier im Park  und haben einen so einen wunderschoenen, richtig faulen Tag gewonnen. Allmaehlich beschleicht uns ohnehin schon das Gefuehl, am Ende unserer Reise zu sein. Doch uns erwrarten noch viele schoene Erlebnisse!
Ein Waschtag steht auf dem Programm. Ansonsten verbringen wir den Tag mit Tagebuchschreiben und Lesen, um uns ein wenig auf das Kommende vorzubereiten. Am Spaetnachmittag dann legen wir uns „zum Abschied aus diesem so besonderen Paradies“ noch bei einem Sundowner auf die Liegen des Camps und geniessen den Anblick von Elefanten, die zum Baden  zum Fluss heruntergekommen sind, und Krokodilen und Hippos, die sich traege in der Abendonne liegend von der Hitze des Tages erholen. Wir goennen uns zum Abschied noch ein Abendessen in dem sehr stilvollen Restaurant des Camps, das unsere 5. Etappe unserer grossen Tour abrundet. Doch dann wird es in der Nacht doch noch einmal wieder etwas unruhig, als eine Elefantenkuh mit 2 ihrer Jungen – das Juegste war noch kein Jahr alt und passte noch unter den Bauch der Mutter – eine Situation die ein wenig brenzlig werden kann, wenn die Mutter ihr Kleines gefaehrdet glaubt. Ueber geraume Zeit versuchten die Nachtwaechter die Elefanten vom Campingplatz abzuhalten, doch ohne Erfolg, die Kuh siegte und naeherte sich gemaechlich unserem Platz. Es wurde recht eng: wir hatten unseren Landrover ziemlich dicht an einen grossen Baum geparkt und unsere Campingliegen dazwischen aufgebaut. Die Elefantenkuh kam sehr vorsichtig heran, sicherte dann nach allen Seiten und trottete daraufhin auf dem hoechstens 1,00m breiten Pfad, ohne auch nur etwas zu beruehren, die beiden Jungen folgten ihr.