2. Etappe – Zum Cahora Bassa

25.08 nach Mutare
Bis zu unserem naechsten Etappenziel – dem Cahora Bassa Staudamm – liegen nun viele Tage vor uns. Wir beschliessen, heute noch in Zimbabwe zu bleiben und lediglich kurz vor der Grenze zu Mozambique in Mutare zu uebernachten.
Wir verlassen die Teerstrasse und fahren auf einer Schotterstrasse suedlich am Lake Mutirikwi (Kyle See) entlang. Es ist eine wunderschoene Fahrt durch die Gebirgslandschaft Zimbabwes, und wir machen immer wieder Fotopausen, so unwiederbringlich beeindruckend ist diese Landschaft.

Saftig gruene Waelder saeumen die Berghaenge in den Niederungen, oberhalb imponieren dann immer wieder die glatten Felsformationen. Im Nordosten des Mutirikwi National Parks treffen wir dann wieder auf die Hauptstrasse zwischen Masvingo und Mutare. Nach etwa 200km ueberqueren wir in Birchenough Bridge die Save – Zimbabwes laengsten Fluss – auf der 378m langen gleichnamigen Birchenough Bridge,
einer von Weitem schon sichtbaren 80m hohen Haengebruecke. Da auch Eselskarren
diese Bruecke passieren wollen – und sie auch schon mal an unpassender Stelle liegen bleiben – kommt es wie heute etwa zu einem betraechtlichen Verkehrsstau. Doch darum kuemmert sich hier niemand. Wir jedoch werden von der Polizei aufgefordert weiterzufahren, als wir lediglich kurz an der Seite anhalten, um ein Foto von der Bruecke zu machen. So fahren wir zuegig weiter und gelangen in das gigantische Aufforstungsgebiet der sog. Eastern Highlands im Umkreis von Chimanimani.
Mit Geldern der EU sind hier riesige Waelder mit Kiefern und Fichten aber auch Eukalyptusbaeumen entstanden. Die hohen Eukalyptus-Staemme werden zu Telegrafenmasten, Zaunpfaehlen oder aber auch zu Furnierholz verarbeitet.

Wir sind tief beeindruckt von der Schoenheit dieser Landschaft und merken erst ein wenig zu spaet die ersten hohen „speed bumps“. Mit einem lauten Krachen springt unser Landrover darueber hinweg, wir werden tuechtig durchgeschuettelt – aber letztlich koennen wir keinen Schaden feststellen. Oder sollte unser Landi doch gelitten haben? Noch bei Tageslicht erreichen wir auch Mutare, der letzten, huebschen kleinen Stadt vor der Grenze zu Mozambique.  Aber wir sind erst eimal muede und quartieren uns bei Anne im Backpackers ein, einer kleinen, beengten Unterkunft. Besonders das Einparken auf dem engen Hof zwischen den Waescheleinen ist ein kleines Kunststueck, das Karsten allerdings blendend meistert. Nach einem leckeren Abendessen beim Chinesen gleich um die Ecke und einem kleinen Schwaetzchen mit Anne fallen wir muede in unsere Betten.

26.08. nach Thete
Nach einem ausgedehnten Fruehstueck verabschieden wir uns von Anne. versuchen noch vergebens in der Apotheke in der Nachbarschaft ein paar Augentropfen zu bekommen und fahren direkt zur nahegelegenen Grenze nach Mozambique.
Wie zu erwarten, muessen wir hier viel Zeit und Geld einkalkulieren. Doch noch mehr beruehrt uns der Zustand am Grenzposten selber. Nicht nur, dass es hier wesentlich schmutziger und ungepflegter ist, als an der Zimbabwe Seite, ueberall werden wir von Bettlern und fliegenden Haendlern angesprochen, selbst durch den lieblos geflickten Grenzzaun, unmittelbar hinter dem ein aermliches Wohngebiet beginnt, recken Kinder ihre kleinen Aermchen durch, um ein paar Meticais zu erhaschen (100 Meticais = €2,45) oder wertlose Kleinigkeiten zu verkaufen. Die Armut ist unbeschreiblich. 

Nachdem wir alle Grenzformalitaeten hinter uns haben, versucht Karsten noch einmal ein wenig Kupplungsfluessigkeit nachzufuellen, was sich schwieriger als erwartet herausstellt, zumal sich der Deckel des Stutzens zu allem Ueberfluss auch noch in Richtung Getriebe verabschiedet hat. So koennen wir erst relativ spaet – und wie wir hier feststellen, ohne unsere grosse Gasflasche in der Halterung hinten am Landrover – wieder weiter Richtung Tete fahren, unserer naechsten Station.
Die Landschaft wird immer karger und die Huetten immer aermlicher – Mozambique hat sich in diesem Teil des Landes noch nicht von dem jahrelangen Buergerkrieg erholt. Das Gras ist vertrocknet, die Waelder abgeholzt – was immer nutzbar ist, wird zu Holzkohle verarbeitet, die zu einem Spottpreis an der Strasse verhoekert wird. Regelmaeßig passieren riesige Lkws auf dem Weg nach Beira diese Strasse – vorwiegend Suedafrikaner, die diese Holzkohle hier billig einkaufen und in Suedafrika verkaufen. Immer wieder sehen wir kleine Autos mit Holzhohle ueberladen ebenso wie beladene Fahrraeder, die man kaum mehr schieben kann, so scher sind sie. Autos sieht man nur selten, und wenn dann sind sie voellig ueberladen. Die Armut der Menschen hier ist unbeschreiblich.
Etwa 2 Stdn spaeter zeigt sich ein Schaden: In einem kleinen Dorf werden wir zu einer der ueblichen Kontrollen von der Polizei angehalten – sie haben nichts zu beanstanden und wuenschen uns eine gute Fahrt. Doch nichts geht mehr, mitten auf der Strasse kann Karsten ploetzlich nicht mehr schalten. Da hilft auch nicht die freundliche Aufforderung der Polizei. Wir verlieren Kupplungsfluessigkeit oder besser gesagt, der Druckzylinder ist bereits leer. Ein Bolzen ist verloren, der andere abgebrochen. Der Schreck ist groß. Benoetigen wir einen neuen Zylinder? Und wie lange muessen wir in diesem staubigen kleinen Nest auf das Ersatzteil warten? Sollte hier bereits unsere Tour ihr Ende finden? Viele Fragen gehen uns durch den Kopf und wir stellen uns bereits auf das Schlimmste ein. Doch der Polizist hat in Windeseile einen „Mechaniker“ zur Hand – und der hat auch noch eine kleine „Werkstatt“! Notduerftig wird der Schaden repariert, sodass wir die etwa 200m zu einem kleinen Blechdachschuppen fahren koennen. Dort gibt es auch sogar ein Gas-Schweissgeraet, mit dem sich auf den Bolzenstumpf eine Mutter schweissen laesst. Karsten hat gluecklicher Weise auch noch einen passenden Ersatzbolzen und Kupplungsfluessigkeit im Werkzeugkasten und in knapp 2 Stdn. koennen wir schon weiterfahren.
Auf halber Strecke machen wir erneut einen „Zwangshalt“ an einer Tankstelle, um den Kupplungsschlauch von einem Airblock zu befreien. Doch keiner der Tankwarts weiss, wie man so etwas macht – allerdings kennt einer einen, der wiederum einen kennt, der eine Werkstatt hat – aber es dauert……Inzwischen hat Karsten schon selber das Ventil gefunden – und als der Mechaniker ankommt, sind wir schon bereit zum Weiterfahren.
Es ist bereits dunkel als wir in Tete ankommen. Ein berauschender Anblick ist die beleuchtete Stadt mit der hohen Haengebruecke ueber den Sambesi. 
Tete ist seit vielen Jahrhunderten als Kreuzung wichtiger Handelsstrassen bekannt. Die Stadt ist zu dieser Tageszeit mit Menschen ueberfuellt, Auto draengeln und versuchen jede, noch so kleine Parkluecke auf den teils maroden Buergersteigen zu nutzen, und Fußgaenger quetschen sich mitten zwischen den kleine Verkaufsstaenden an der Geschaeftsstrasse hindurch. Es kostet schon Nerven, unser grosses Auto dort heil hindurch zu manoevrieren. Wir muessen diese Bruecke noch ueberqueren, um zu unserem Ziel, einem kleinen „Tete Bush Camp“ auf der Nordseite des Flusses zu kommen.  Hier das gleiche Chaos, nur dass hier die Strassenbeleuchtung fehlt. Und so wurschteln wir uns mit Hilfe unseres Navigationsgeraetes langsam unserem Ziel entgegen. Wir verlassen sie Strasse und fahren hinter einer zweiten Bruecke einen Sandabhang hinunter. Hier soll der uns empfohlene Campingplatz liegen – doch nichts ist zu sehen. Ein einsamer Wachmann weiss ueberhaupt nichts von einem Camp und aehnliche Gebaeude gibt es weit und breit nicht. Frustriert fahren wir wieder auf die andere Seite des Sambesi und landen in einem schrecklichen Feierabend Getuemmel.  Frustriert fahren wir wieder auf die andere Seite des Sambesi und landen in einem schrecklichen Feierabendgetuemmel. So kehren wir ein wenig genervt in das Stadt Getuemmel zurueck und versuchen im ersten besten Hotel – Hotel Zambese – Unterkunft zu bekommen. Zum Glueck ist im 3.Stock noch ein Zimmerfrei, auch wenn dieses Quartier zwar horrende teuer aber ansonsten steril und einfallslos ist. Tete ist dafuer bekannt, dass hier die Strassenkriminalitaet besonders  hoch ist. Besonders auslaendische Autos werden gerne aufgebrochen. Ein kleines Hindernis gilt es noch zu meistern: Die Einfahrt zum bewachten Innenhof hat der Hotelmanager zugeparkt, und der ist nirgends zu finden. Da von den uebrigen Hotelangestellten niemand einen Fuehrerschein hat, druecken sie Karsten einfach den Autoschluessel in die Hand. Als auch diese Huerde genommen ist, beziehen wir erst einmal unser Zimmer und nehmen ein wohltuendes Duschbad, bevor wir zum Abendessen gehen. Hier erleben wir dann unsere naechste Ueberraschung: Nicht nur dass der uebergrosse Essensraum erfrischend ungemuetlich ist, er ist auch fast menschenleer. Und das einzig angebotene, ebenfalls ueberteuerte Bueffee glaenzt durch kahle Stellen. Aber wir sind ja gluecklicherweise nicht verwoehnt und erfreuen uns an dem wunderschoenen Ausblick ueber die beleuchtete Stadt mit der Sambesibruecke.

27.08. zum Cahora Bassa
Nach einer erholsamen Nacht geniessen wir beim Fruefstueck von unserem Hochhausfenster noch einmal den herrlichen Ausblick auf den Sambesi mit der eindrucksvollen, 750m langen Haengebruecke. Ein Kuriosum ist hier, dass Autofahrer diese Bruecke gen Norden kostenlos ueberfahren duerfen, waehrend man gen Sueden eine Benutzungsgebuehr bezahlen muss. Ausserdem ist am Ende ein Polizeiposten aufgestellt, da auf der Bruecke eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h besteht.Wir werden sie heute noch einmal auf unserem Weg nach Songo und zum Cahora Bassa ein letztesmal befahren.

Kurz hinter Tete aendert sich das Bild dieser Gegend schlagartig wieder. Hier scheint nichts mehr zu gedeihen. Der Boden ist voellig ueberweidet und verkarstet. Nur wenige Baueme konnten hier noch ueberleben. Die hier lebenden Menschen haben nur notduerftig aus Stoeckern, die mit Lehm verschmiert sind, kleine Huetten als Unterschlupf gebautut. Kinder mit lebenden Huehnern, die sie zum Verkauf munter durch die Luft schlaeudern, hoffen ein kleines Geschaeft mit den wenigen vorbeifahrenden Touristen. Die Armut in dieser Gegend ist unbeschreiblich. Wir wagen kaum, hier Fotos zu machen, so trostlos erscheint uns das Leben hier.
Auf dieser Strecke erleben wir auf teils sehr schlechter und enger Strasse unseren ersten wirklichen Gebirgspass. Weder Lastwagen noch Busse nehmen auf private Fahrzeuge Ruecksicht und viele von ihnen liegen zerbeult am Strassenrand oder sind den Abhang heruntergerutscht.
Sehr langsam klettern wir nach Songo hoch, einer “wohlhabenden”, schmucken kleinen Stadt auf einem 900m hohen Bergplateau oberhalb des Staudamms. Uns erscheint es ploetzlich, als ob es hier wieder allen Lebenskomfort wie in Tete gibt: Flugplatz, Tankstelle, Banken, Baeckerei, Supermarkt, sogar ein Hotel mit gepflegter Anlage. Songo enstand zur Zeit, als hier etwa 15000 Arbeiter und Konstrukteure fuer den Bau des Stausdamms untergebracht werden mussten. Songo liegt direkt oberhalb des Stausees. Taeglich faehrt ein Bus nach Tete.

Von hier aus geht es steil bergab in die etwa 600 tiefer gelegene wilde Schlucht des Sambesi zum Stausee. Wild romantisch gelegen gibt es direkt am Ufer des Stausees ein kleines Camp mit dem großen Namen „Ugezi Tiger Lodge“. Auf dem angrenzenden Rasen unter herrlich Schatten spendenden Baeumen sind mehrere Stellplaetze fuer Camper eingerichtet und sogar ein gepflegtes Waschhaus. Die Lodge war ueber lange Zeit verwaist, hat aber seit einigen Monaten den Betrieb unter neuer Fuehrung durch einen erfreulich engagierten Suedafrikaner wieder aufgenommen. An diesem Wochenende ist eine große Gruppe mit eigenen Booten angereist, um auf dem See Barben und Tigerfische zu angeln. Die unzaehligen kleinen Carpenta Fische werden lediglich von den lokalen Fischern mit großen Netzen gefangen. Leider hatte Karsten ja seine Angel in Mokolodi vergessen. Zumindest zum Gucken zog es ihn jedoch gleich nach unserer Ankunft an den nahegelegenen Fischersteg und laesst sich auch bereitwillig von einem Privatmann zu einer Angeltour am Abend einladen. Auch wenn sie nichts gefangen haben, so kommt Karsten doch so richtig gluecklich bei einsetzender Dunkelheit zurueck.

 

28.08. am Staudamm
Heute Morgen ist der Himmel grau verhangen und wir beschliessen, einen Ruhetag einzulegen, unsere Waesche zu waschen und einen ausgedehnten Spaziergang zum See hinunter zu machen. Der Weg fuehrt uns durch ein recht unordentlich mit Schrott angehaeuftes Militaergelande. Ein etwas mulmiges Gefuehl ist es schon, an Wachposten vorbeizugehen und keine Fotos machen zu duerfen, auch wenn man uns ueberhaupt nicht behelligt. Unten am Wasser erwartet uns dann ein von der EU gesponsertes Fischereiprojekt und ein traumhafter Ausblick auf den See. An einem kleinen Bootssteg halten wir noch einmal die Fuesse in das Wasser und kehren dann bei inzwischen klarem Himmel und brennender Sonne zum Fruehschoppen in das Camp zurueck. Da wir am naechsten Tag frueh aufbrechen wollen, bauen wir bereits am Nachmittag nach ausgedehnter Mittagsruhe und Teepause unser Zelt ab und machen das Auto startklar. Mit Wuerstchen und Ruehrei und reichlich Wein beschliessen wir den Tag.