Von Kaudwane nach Mokolodi

Die Aufregung war gross bei vielen der Schueler aus den oberen 3 Jahrgaengen an derkleinen Dorfschule von Kaudwane. Zum ersten Mal in ihrem Leben durften sie eine Klassenfahrt machen. Zum ersten Mal durften sie die Hauptstadt ihres Landes sehen fern ab von der Kalahari, in der sie leben. In ihren Klassen sind sie zwar zusammen mit Lehrerkindern etwa, deren Horizont nicht durch Busch, Esel, Ziegen oder Rinder begrenzt ist, oder aber mit den Kindern im Schuelerheim, die zuminddest schon wissen, was ein Bett ist, und die sich nicht mehr zur Nacht in eine Decke gehuellt im Sand zum Schlafen legen. Diese Kinder haben noch nie einen Fluss gesehen oder eine Bruecke, ganz zu schweigen von Bergen. All das kennen sie nur aus den Buechern im Unterricht. Sie sehen zwar die Flugzeuge am Himmel, wissen aber nicht, wie die da herunter kommen. All das sollten sie nun erleben duerfen.

Einige der aelteren Schueler, die schon seit einiger Zeit nicht mehr zur Schule kamen, beschlossen spontan, wieder am Unterricht teilzunehmen. 4 Wochen lang wollte man sich auf dieses Ereignis schulisch vorbereiten.

Wie gross dann das Erstaunen war, das wurde schon auf der Fahrt deutlich: Teerstrassen statt Sandpiste! Lampen an der Strasse mit unterschiedlichen Farben – und wo sitzt eigentlich der Mann, der diese Lichter immer umschaltet? Das Staunen in der Herberge ging dann weiter: Krieg ich ein Bett, und das ganz fuer mich alleine? Und – Lehrer – erklaer mir doch mal, wie der Regen da in die Wand kommt, wenn wir uns zum Waschen darunterstellen ?

Diese und viele andere Auesserungen der Schueler moegen zeigen, wie sehr sie von den neuen Eindruecken ueberwaeltigt waren. Und so versteht sich auch die spontane Aeusserung mancher Schueler, nun doch wieder zur Schule zu kommen und sich anzustrengen, damit man eines Tages auch als „educated person“ eine gute Arbeit findet, um die Eltern dann unterstuetzen zu koennen. In allen Gespraechen mit den Erziehern wurde nicht ein einziges Mal Enttaeuschung bei den Schuelern erwaehnt, dass sie und ihre Familien so fernab von all dieser Zivilisation leben.

Auch das spiegelt ein Stueckchen Buschmann-Alltag wieder: diejenigen, die wirklich im Busch leben, haben nicht das primaere Beduerfnis, ihre Freiheit dort und den natuerlichen Umgang und das Leben mit der Natur aufzugeben.

Neben all den offiziellen Angeboten in Mokolodi genossen die Kinder  anscheinend besonders ihre Freizeit auf dem eigentlich sehr simplen kleinen Spielplatz dort: einige Wippen, eine Schaukel und ein sog. “ballancetrail”, 49 mit verschiedenen Farben angemalte Holzpfloecke im Quadrat angeordnet jeder etwa 60 cm vom andern entfernt. Es wird in Manschaften versucht, das Feld – je nach entsprechender Farbe – moeglichst schnell und ohne daneben zu treten zu ueberqueren. Die Kinder hatten dermassen viel Spass, dass es nur natuerlich war, dass sie ein wenig spaeter darum baten, einen derartigen Spielplatz auf dem Schulgelaende zu bekommen.