4. Etappe: Zurueck zum Lake Malawi

06.09. von Moshi zum Tarangire National Park
Relativ frueh brechen wir auf, um genuegend Zeit fuer den langen, wunderschoenen Weg zu haben – er fuehrt uns durch malerische Gebirgslandschaften, ueppig gruene Agrarflaechen, vorbei an den schroffen Schluchten des Grabenbruchs bis hin zum Tarangire National Park.

Zunaechst allerdings fahren wir westlich nach Arusha, dem Tor zur Serengeti.
 Von hier aus starten die meisten Touren in den Serengeti Nationalpark, zum Ngorongoro Krater und auf den Gipfel des Kilimandscharo. Wir werden allerdings dieses Angebot weder  von Moshi noch von Arusha aus wahrnehmen, es sprengt einfach unser Reisebudget !!!
Arusha liegt unmittelbar am Fusse des Mount Meru, der mit 4.562,13 m der 3.groesste Berg Tansanias ist.  Arusha ist nicht nur das Tourismus Zentrum Tanzanias sondern auch der Sitz der East African Community und des Internationalen Strafgerichtshofs fuer Ruanda. Umgeben ist Arusha von unermesslichen Weizen-, Mais- und Kaffeplantagen, sowie  Hanfanbau, soweit das Auge reicht. An der Strasse werden immer wieder geflochtene Matten, Koerbe und Taschen zum Verkauf angeboten, die aus den Blaettern der Maispflanzen kunstvoll geflochten sind. Auch die getrockneten Bluetenstaende der Sisal- Agaven werden an der Strasse verkauft und offensichtlich als Baumaterial benutzt. Tansania gehoert weltweit mit zu den groessten Sisal Produzenten der Welt.

Die Stadt selber hat keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Da wir lediglich auf der Durchfahrt waren folgten wir lediglich der Hauptstraase aus der Stadt. Viel zu spaet merkten wir allerdings, dass wir die falsche Richtung eingeschlagen hatten und Richtung Nairobi fuhren. Das allerdings bescherte uns eine voellig unerwartete Erfahrung der trostlosen Landschaft der Massai Mara.
Noch nie haben wir eine derart trostlose Gegend gesehen. Es ist unfassbar, wie in dieser Trockenheit und dem Staub menschliches und tierisches Leben ueberhaupt moeglich ist. Lediglich die Staubwolken in der Ferne deuten darauf hin, dass hier Menschen ihre Rinderherden hueten. Die Duerreperiode der Wintermonate – in der wir unterwegs waren – ist natuerlich die schlimmste Jahreszeit fuer Mensch und Tier, und bisher scheint auch noch kein Regen gefallen zu sein.
Nach geraumer Zeit in dieser Einoede begegnete uns endlich ein hochgewachsener aelterer Mann in seiner traditionellen Kleidung  der Massai mit einem jungen Mann in Schuluniform. Ihn fragten wir nach dem Weg. Selten hat mich die Erscheinung eines Menschen so beruehrt wie in diesem Augenblick. Er verstand mit Sicherheit kein Wort Englisch, doch er nahm sich die Zeit, um unser Anliegen aus der Zeichensprache zu verstehen. Sicherlich ist es auch das erste Mal, dass er eine Strassenkarte in der Hand hielt, die er wieder und wieder in alle Richtungen drehte, bis ihm der junge Mann zu Hilfe kommt. Sehr sparsam in Wort und Gestik eroertern die beiden unser Anliegen, dann deutet er in die Richtung, in die unser Weg geht. Ihm vielmals dankend fahren wir zurueck Richtung Arusha, doch wirklich trauen mochten wir den beiden nicht. Gluecklicherweise ueberholt uns wenig spaeter ein Lastwagen, dessen  Fahrer uns die Angaben bestaetigt. Und wieder fahren wir kilometerweit durch diese so einzigartige Landschaft bis Arusha, dieser engen, quirligen und auch ein wenig unsicher erscheinenden Stadt, die wir einmal ganz durchqueren muessen. Dann  finden wir endlich die Ausfahrt gen Sueden.
Wunderschoene, fruchtbare Landschaften saeumen unseren Weg: In der Ferne die Berge des „Grossen Afrikanischen Grabenbruchs“. Hier scheint alles zu gedeihen: Kaffee, Tee, Tabak, Sisal-Agaven und dazwischen immer wieder Bananen! Das Land scheint wirklich alles herzugeben und muesste doch eigentlich reich sein, zumal man immer wieder von den grossen ertragreichen Minen hoert, die der Natur so viel Schaden zufuegen. Doch die Menschen sind arm und muessen fuer das Wenige, was sie selber ernten und verkaufen, auch noch Steuern zahlen. 
Relativ spaet am Nachmittag kommen wir im Tarangire National Park an und muessen zu allem Ueberfluss auch noch einige Zeit warten bzw. in einem Geschaeft Geld wechseln, ehe wir endlich die Formalitaeten wie Parkgebuehr, Campingplatz und Uebernachtung geregelt haben. Da der Campingplatz sehr weit vom Gate entfernt liegt, nutzen wir die Gelegenheit zu einem ausgedehnten Gamedrive. Und das lohnt sich an diesem Nachmittag. Wir bekommen nahezu alles Wild und in Vielzahl zu sehen – mit Ausnahme der Raubkatzen natuerlich. Besonders beeindruckend sind fuer mich die grossen Gruppen von Elefanten im voellig ausgetrockneten Flusstal, wie sie mit ihren Vorderfuessen tiefe Loecher in den Sand buddeln, um noch ein wenig Wasser zu bekommen.
Der Tarangire Nationalpark ist ein Teil des gewaltigen Oekosystems am Rande des Afrikanischen Grabenbruchs und in der Trockenzeit das bevorzugte Ziel riesiger Herden von Antilopen, Gazellen und eben auch den Elefanten. Besonders in der jetzigen Jahreszeit sammeln sich alle Tiere in dieser Gegend, um von hier aus in der relativ kurzen Regenzeit zu den nahrung- und wasserspendenden Weidegebieten aufbrechen zu koennen. Und auch fuer die Paviane gibt es nun viel zu untersuchen: Im Kot der Elefanten z.B.  finden sie immer noch Kerne von Wildfruechten. Nach laengerem Suchen und bei schon einbrechender Dunkelheit erreichen wir unseren sehr schoen gelegenen Campingplatz, auf dem wir neben einem Waerter die einzigen Menschen sind. Ein wenig befremdet beobachten wir kurze Zeit spaeter eine schwer bewaffnete Wildhueterin, die offensichtlich fuer die naechtliche Sicherheit auf dem Gelaende verantwortlich ist. Unter einem schattenspendenden „Leberwurstbaum“ und einem gosszuegig ausgebauten offenen Schelter bereiten wir uns noch kurz ein Abendessen, um moeglichst rechtzeitig schlafen zu gehen, damit wir am naechsten Morgen frueh aufstehen  koennen.
Doch die so ersehnte Nachtruhe wird sehr bald durch furchterregenden Laerm gestoert. Wir muessen davon ausgehen, dass sich hoechst gefaehrliche Eindringlinge in unser Camp gewagt haben. Mit lauten Rufen und dem Werfen grosser Steinbrocken bemuehen sich unsere beiden Waechter, unsere Sicherheit wieder herzustellen. Und das dauert….. Erst am kommenden Morgen erfahren wir, dass es sich (nur) um eine Schlange gehandelt hat, die letztendlich im Waschhaus verendete – das Chaos dort bedarf keiner (weiteren Beschreibung.

07.09- Fahrt nach Dodoma
Dafuer beginnen wir nun den Tag mit einem ausgedehnten leckeren Fruehstueck. Unter dem Schelter steht ein langer Tisch mit jeweils einer Bank an jeder Seite. So haben wir genuegend Platz, unsere Blackbox mit den Essensutensilien bequem am Tisch auszupacken. Doch waehrend des Fruehstuecks ereignet sich dann ein Spektakel, wie wir es noch nie erlebt haben: In Sichtnaehe, etwas unter uns im Flusstal, rast ploetzlich eine riesige Herde von mehreren hundert Gnus entlang.  Wie fasziniert schauen wir minutenlang diesem Schauspiel zu.
Sehr bequem gestaltet sich anschliessend  auf dem langen Tisch das Geschirrspuelen, was uns aergerlicher Weise ein wenig unaufmerksam werden laesst. Und ehe wir uns versehen, hat eine Gruppe von Gruenen Meerkatzen auch schon unsere Vorraete erspaet und in Windeseile ein ganzes Packet Spaghetti aus der Box gestohlen. Schadenfroh sitzt der Boss direkt ueber unserem Platz auf dem Leberwurstbaum und oeffnet genuesslich das Paeckchen. Aber er scheint ein wenig enttaeuscht ueber den Inhalt, denn er beisst ein paar Nudeln an, zerbricht auch einige und wirft dann den Rest in den recht schmutzigen Sand. Trennen wollten wir uns ja eigentlich auch nicht von unserem Vorrat, der ohnehin nicht sehr ueppig ist. So entschliessen wir uns, die noch nicht zerbrochenen Spaghetti einzusammeln, tuechtig abzuwaschen und offenen im Landrover zu trocknen. Danach packen wir wieder alles zusammen und beginnen unseren morgendlichen Gamedrive, der uns  auf Umwegen – die Orientierung in diesem Park ist nicht ganz einfach – zurueck zum Gate fuehrt. Dafuer werden wir auch ausreichend mit Wilderlebnissen beschenkt. Kurz vor dem Gate koennen wir noch einen Bushbock in einer fuer uns bisher nicht gesehenen Faerbung beobachten. Der ist anscheinend auch den Wildhuetern noch nicht vertraut, denn auch sie brauchen einige Zeit, um Karstens Foto richtig zu deuten.
Auf gut erhaltener Teerstrasse fahren wir zuegig weiter Richtung Sueden. Nach etwa 5 km erreichen wir den kleinen Ort Magugu. In frueheren Zeiten war hier ein Knotenpunkt der Handelswege von  Dar es Salaam in die 3 anderen Himmelsrichtungen. Bis heute hat sich hier ein reges Handelsgeschehen erhalten, insbesondere der sog. Zeugmarkt. Auch wir halten hier natuerlich an. In langer Reihe – einer kleinen Sandstrasse entlang – reihen sich an die 100 kleine Marktstaende mit Tuechern, Kleidern und Kleiderstoffen unterschiedlichster Art. Mir hatten schon seit langem die tiefroten schwarz gemusterten Stoffe der Massai gefallen, und tatsaechlich fand ich auch einen wunderschoenen Stoffe fuer einen Wickelrock und/oder Kleid – Kostenpunkt etwa 25.-Euro  fuer 5 m.
Gluecklich fahren wir weiter bis Bati. Hier hoert die Teerstrasse auf. Daran anschliessend folgt eine nicht enden wollende Baustelle, in der wir staendig durch Wasser oder Sand von einer Seite zur anderen geleitet werden. Dieses immense Strassenbauprojekt wird – wie fast alle groesseren Projekte im suedlichen Afrika – wird von der chinesischen Firma Sinohydro ausgefuehrt, die wir schon von Botswana her kennen, und die zumindest hier am Flughafen in Botswana in ihrer Leistungsfaehigkeit zu Zweifeln Anlass gaben. Danach geht es auf von nun an enger Schotterstrasse weiter, ueder Schwindel erregende Bergpaesse mit Ausblick auf atemberaubende Gebirge und durch tiefe Schluchten mit tropischem Regenwald. Karsten hat vorsorglich den Reifendruck vermindert und dennoch, mir ist bei dieser Fahrt nicht so recht wohl zumute, zumal die LKWs  auch hier zwar nicht so haeufig aber mit unvermindertem Tempo um die Kurven fahren, und sich nicht einmal um weitaus gefaehrdetere Fahrzeuge kuemmern. Nach einer engen Kurve, hier ist die Strasse gluecklicherweise uebersichtlicher, halten wir an einem kleinen Strassenmarktstand an. Zwei Frauen versuchen hier die Fruechte ihres Gartens zu verkaufen. Fuer etwa 1/2 kg Bananen, 1kg. Tomaten und Zwiebeln wollen sie umgerechnet ganze  € 0,50 haben, und die muessen sie – wie sie uns erzaehlen – auch noch versteuern, da die sog. Geldeintreiber bis in die hintersten Winkel des Gebirges kommen, um auch hier noch ein paar TZS zu ergattern. (1000 TZS sind etwa  € 0,46) . Die Armut hier ist unbeschreiblich!
Danach geht es weiter Richtung Dodoma, der Hauptstadt Tanzanias. Und wieder einmal bietet sich unseren Augen ein ungewohntes Bild: etwa 100 junge Leute – unter ihnen auch junge Frauen – marschieren in Viererreihen – begleitet von einzelnen Soldaten in Uniform – im Laufschritt in gluehender Mittagshitze  auf der Strasse. Sie sind alle einheitlich in orangenem T-Shirt gekleidet und tragen ein Holzgewehr. Fuer uns sieht das zunaechst wie eine paramilitaerische Jugendbewegung aus. Spaeter in Dudoma erfahren wir allerdings, dass es sich um eine echte Militaeruebung gehandelt haben kann.
Doch bevor wir Dodoma erreichen liegt im flachen Land noch eine lange, staubige Strasse vor uns. Noch nie ist unser Landrover so schmutzig geworden! Selbst unser „Bett“ mit den wenigen darauf liegenden Utensilien ist mit einer dicken Staubschicht bedeckt, und auch wir sehen aus wie  Staubmaennchen. Und dennoch: die Fahrt durch das Gebirge war eine der schoensten auf unserer Tour! Tropische Regenwaelder wechseln mit tiefen Felsschluchten, in denen sich kleine Fluesse schlaengeln.
Es ist schon relativ spaet, als wir Dodoma,  die Hauptstadt Tanzanias erreichen. Obgleich Dodoma schon seit 1996 Sitz der Regierung ist, sind bis heute noch viele Abteilungen in der frueheren Hauptstadt Dar es Salaam.  Den Stadtplanern folgend haetten die neuen Parliamentsgebaeude bereits in den fruehen 80 ger Jahren uebergesiedelt werden sollen.  Die Plaene wurden wegen des allgemeinen Wassermangels und anderer Umweltfaktoren fallen gelassen, und so sind noch die meisten Ministerien und Botschaften in Dar es Salaam, dennoch blieb Dodoma Hauptstadt. Lediglich einmal jaehrlich reisen die Regierungsbeamten fuer einige Wochen im Juni zu Sitzungen nach Dodoma.
Es ist bereits dunkel als wir unser Quartier im „Christian Council of Tanzania“ erreichen. Ein wenig verwundert sind wir allerdings darueber, dass zunaechst keine Menschenseele zu sehen ist. Unserem Reisefuehrer zufolge sollen in diesem Fortbildungszentrum einfache Uebernachtungsmoeglichkeiten sein und vor allem ein Restaurant, auf das wir uns nach der doch eher anstrengenden Fahrt besonders freuen.
Doch Fehlanzeige!
Nach laengerem Warten im Eingangsbereich erscheint endlich so etwas wie ein Hausmeister.  ‚Ja: Uebernachten koennen wir hier noch, doch das Restaurant ist leider geschlossen.‘ Er begleitet uns in eine etwas abgelegene „Wohnung“ mit drei grosszuegigen Zimmern: einer Longe, einem Wohnzimmer und einem Schlafzimmer. Dazu natuerlich noch ein Badezimmer und eine kleine Kueche. Das klingt zwar nach Nobelherberge ist aber alles andere als das: Nichts funktioniert, lediglich im spaerlich eingerichteten „Wohnzimmer“ gibt es eine Deckenbeleuchtung und – man staune – einen Fernseher !!! Die Toilettenspuelung wird per Schoepfkelle aus einem Eimer gewaehrleistet, das Wasser dazu muss man sich aus einem Behaelter im Innenhof der Anlage holen. Auch die Betten sind dermassen ausgelegen und wackelig, dass man bequemer auf dem Fussboden geschlafen haette.
Dennoch ist es hier immerhin besser als in unserem staubueberzogenen Landrover! – Und so beschliessen wir, uns mit dem Vorhandenen zu arrangieren und uns ein Abendessen von Wimpy’s aus der Innenstadt zu holen. Was wir allerdings nicht bedacht haben ist, dass man ja auch Besteck zum Essen braucht! Das Essen – Maisbrei mit Goulasch – riecht zwar vorzueglich (ist es auch), doch leider haben wir keinerlei Besteck, es ist tief im Landrover verstaut. Und mit den Fingern moegen wir natuerlich auch nicht essen.
Unser freundlicher Hausmeister scheut keine Muehen und durchsucht mit mir die gesamte Kueche: alle Ober- und Unterschraenke strotzen vor gaehnender Leere; und wir finden schliesslich einen einsamen Loeffel in der Spuele. Gluecklich, ueberhaupt etwas gefunden zu haben, teilen Karsten und ich uns diesen und koennen zumindest letztendlich unser Abendessen einnehmen.Danach sind wir muede genug, um – in was fuer Betten auch immer – in einen erholsamen Schlaf zu fallen.
Am naechsten Morgen treffen zumindest diverse junge Leute im angrenzenden Konferrenz-Zentrum ein, doch der Essenssaal und die anschliessende Kueche sind voellig vereinsamt. Nach laengerem Warten bekommen wir zumindest ein karges Fruehstueck – jeder bekommt 2 Scheiben Toastbrot mit etwas Marmelade. Doch was uns viel mehr erfreut ist die Tatsache, dass sich kurz darauf ein aelterer Herr auf eine Tasse Tee zu uns gesellt, ein Lehrer fuer Human Resources der Universitaet. Er berichtet sehr ausfuehrlich ueber die Situation im Lande; er zeichnet ein recht duesteres Bild von Ausbeutung sozial niederer Schichten, Korruption und Bestechung. Das Gesundheitswesen ist unzureichend und die Bildung im Lande nicht bezahlbar. Das Land steuert seiner Meinung nach direkt in das politische und soziale Chaos. Auch einen bevorstehenden Buergerkrieg kann er nicht ausschliessen. Auf unsere Frage nach den paramilitaerischen Uebungsmaerschen allerdings schliesst er Zeichen fuer politische Unruhen aus. Das muessten schon militaerische Uebungen frisch rekrutierter junger Soldaten gewesen sein. (dies im Jahr 2011!)

8.09. Fahrt nach Morogoro 
Relativ spaet verlassen wir unser Quartier, doch es sind ja nur etwa 250km nach Morogoro, so nehmen wir uns noch ein wenig Zeit, uns in der Stadt umzusehen.
Dodoma ist ein moderne Stadt in der geographischen Mitte Tanzanias, mit modernen Regierungsgebaeuden und breiten aber staendig staubigen Strassen. Hier kreuzen sich die zwei Hauptachsen Tanzanias.  Im Zentrum der Stadt – in der Naehe von unserem Quartier – liegt der kleine Flugplatz. Unweit vom Zentrum beginnt auch schon der Busch mit aermlichen Behausungen und Feldern, die nur wenig Ertrag geben.
Nach diesem sehr informativen Fruehstueck bereiten wir unsere Abreise mit einer fast unmoeglichen Aussenreinigung des Landrovers vor. Netter Weise hat unser „Hausmeister“ von gestern Abend offensichtlich Mitleid mit uns. Er erscheint mit einer riesigen Waschschuessel und einigen Tuechern und hilft tatkraeftig mit, das voellig verstaubte, schmutzige Gefaehrt einigermassen zu reinigen. Wir koennen immerhin zumindest wieder durch die Scheiben sehen, und man erkennt auch wieder die eigentliche Farbe des Landrovers. Wir sind es endgueltig leid, weiterhin auf Schotterstrassen zu fahren und so nehmen wir lieber den Umweg ueber Mogorogoro nach Iringa.

Auch wenn Dodoma als Zentrum einer reichen Agrarwirtschaft Tanzanias beschrieben wird, so laesst sich auf unserem Weg wenig davon erahnen. Die meist armen Bauern haben sich hier auf landwirtschaftliche Produkte fuer den eigenen Bedarf beschraekt. Fuer Brennholz und Holzkohle Herstellung kam es zu erheblichem Holzeinschlag. Hinzu kommt der allgemeine Wassermangel in dieser massiv durch vermehrten Holzeinschlag und darauf folgende Erosion bedrohten Gegend. Immer wieder treffen wir an der Strasse auf Massai mit ihren Rindern, die vom Norden kommend hier her gezogen sind, wo ihre Tiere zumindest noch ein wenig mehr Nahrung finden.

Ein ganz anderes Bild bietet sich uns wenig spaeter: Vor uns liegt das gewaltige Bergmassiv des Ostafrikanische Grabenbruchs: das Nguru Gebirge. Steile Bergwaende  und saftig gruene, Schatten spendende Waelder an den Berghaengen sind nach der Trostlosigkeit und dem alles durchdringenden Staub eine Wohltat fuer unsere Augen. Wir fahren durch eines der groessten Waldschutzgebiete mit vorwiegend Regemwaeldern. Die relativ schmale Strasse schlaengelt sich in engen Serpentinen von 700m auf 1600m in die Hoehe. Immer wieder versuchen es selbst Fahrradfahrer, sich in den Verkehr einzufuegen, was allerdings weder Bus- noch LKW-Fahrer zu beeindrucken scheint, die mit kaum gebremster Geschwindigkeit Richtung  Dar es Salaam fahren. Wie schon auf anderen Gebirgsstrecken passieren wir mehrere Unfallstellen: alleine auf dieser kurzen Strecke sind es 4 verunglueckte LKWs ! Direkt an der Strasse stehen immer wieder kleine Staende mit Koerben, die fuer relative wenig Geld den Touristen oder LKW Fahrern angeboten warden. Es ist kaum nachvollziehbar, wovon die Menschen eigentlich leben.
Nach dieser aufregenden Gebirgsfahrt durchqueren wir im nordoestlichen Vorland von Morogoro das Mikumi-Wildreservat, ein Teil des riesengrossen Oekosystems des Seelous Nationalparks, der bereits 1982 zum Welt-Kultur-Erbe erklaert wurde. Die Strasse teilt den Mikumi Park in zwei ganz unterschiedliche Zonen, wobei der noerdliche Teil eher einer Savanne gleicht, der Sueden hingegen einer waldigen Feuchtlandschaft entspricht. Wir haben heute das Glueck, neben Giraffen, Elefanten und einem Kudu auch Wasserbueffel zu sehen. Immer wieder allerdings werden wir von viel zu schnell fahrenden LKWs und Bussen bedraengt, obgleich wir uns doch inmitten eines Wildreservates befinden.
Unbeschadet erreichen wir bei schon einbrechender Dunkelheit Morogoro und versuchen ein moeglichst angenehmeres Quartier als bei ersten Besuch zu finden. „Arines Inn“ liegt direkt am Fusse des Uluguru Gebirges, das wie ein gewaltiges Band oestlich von Morogoro hinzieht.

Es ist schon spaet als wir endlich unseren Wagen im Innenhof geparkt haben und unser sehr geraeumiges und sauberes Zimmer bezogen haben. Die Wasserversorgung allerdings hatte die selben Probleme wie fast ueberall in Tansania, fuer den Notfall aber standen – wie schon im anderen Gaestehaus –  Wassereimer und Schoepfkelle bereit. Auch mit dem Elektroanschluss haben wir so einige Probleme, als wir unsere Geraete aufladen wollen gibt es keinen funktionierenden Anschluss – es sei denn, Karsten nimmt die Steckdose auseinander! Das ging!
Unerwartet gemuetlich gestaltet sich auch unser Abendessen draussen im Garten: Der Strom ist ausgefallen und bei Kerzenschein stoert nicht einmal das Wellblechdach unter dem wir Huehnchen essen und Wein trinken. Todmuede fallen wir anschliessend in unsere sauberen und gepflegten Betten.

9.09./10.09. Weiterfahrt nach Iringa
Die heutige Etappe ist uns ja schon bekannt, auch wenn wir sie nicht von Ost nach West gefahren sind. Sie fuehrt uns zunaechst durch die schroffe Gebirgslandschaft und danach durch den Mikumi Nationalpark. Er grenzt an die nördliche Grenze von Afrikas größtem Wildreservat, dem Selous. Und wieder sind wir tief beeindruckt durch die weiten Sumpfgebiete des Selous-Wildreservats oder des Ruaha-Nationalparks mit seinem unermesslichen Wildreichtum. Unmittelbar vor Iringa gibt es diesen huebschen kleinen Campingplatz mitten im Busch, den wir schon bei unserer Hinreise besucht hatten. Doch wir muessen zunaechst einmal in die Stadt, um Geld zu ziehen bzw. unsere Vorraete  in einem klitzekleinen Laden jenseits der Hauptstrasse aufzubessern. Danach geht es zurueck zum „Riverside Camping“ am kleinen Ruaha. Wir erreichen den unter hohen Baeumen gelegenen Platz in etwas abendteuerlicher Fahrt  durch den Busch. Dort haben wir uns fuer gleich 2 Naechte eingebucht. Erstaunlich viele Gaeste – offensichtlich eine Reisegruppe mit Kindern –  spielen und grillen dort bereits. Das ist recht ungewoehnlich, hindert uns aber nicht, einen schoenen, schattigen Platz zu suchen.
Es ist schon relative spaet am Nachmittag, dennoch beginnen wir mit der Generalreinigung unseres total verstaubten Landis. Der Schlafbereich wird voellig ausgeraeumt und entstaubt, damit wir wenigstens eine angenehme Nacht haben. Danach geniessen wir zunaechst einmal unsere selbstgekochte Spaghetti Bolognaise. Gegen 22.00h – es ist schon stockdunkel und unangenehm kuehl – ziehen wir uns dann warm angezogen in unsere Bettchen zurueck.
Der naechste Morgen beginnt fuer uns mit einem ausgiebigen Fruehstueck, bevor wir uns weiter an unsere Putzarbeiten begeben – Karsten mit dem Motor und Aussenbereich,  ich mit dem Innenraum. Relativ rechtzeitig sind wir schon fertig und duerfen den Rest des Teges faulenzen !!!
Als Karsten jedoch wegen der Eincheck-Formalitaeten zum Gate ging, hatte er eine voellig ueberraschende Begegnung: Zunaechst sah er nur ein Auto mit einem Celler Kennzeichen, doch schon kurz danach 2 Deutsche, die sich als Lehrer aus Celle vorstellten. DSC_0043 - CopyFuer den Nachmittag kamen sie zu uns zum Tee. Es waren Conny und Detlef von der Hehlentorschule bzw. der Berufsschule. Sie machten ein Sabatjahr und bereisten fuer 9 Monate unterschiedliche Laender im suedlichen Afrika. So etwas hatten wir ja schon haeufiger erlebt, dass Deutsche – und spez. Lehrer wie diese beiden – ein voll ausgeruestetes Auto in Windhoek stehen haben und regelmaessig das suedliche Afrika besuchen.
Wieder wird es sehr spaet und wir haben keine Lust mehr zu kochen. Im Camp wird – vorwiegend fuer eine weitere Reisegruppe – ein grosses Buffee angeboten. Gegen einen geringen Aufpreis konnten wir uns dazu setzen und genossen ein vorzuegliches, umfangreiches Mahl. Welch ein Luxus !!!

11.09. Fahrt nach Mbeya
Unser heutiges Tagesziel ist erneut Mbeya, das wirtschaftliche Zentrum des gesamten Westens von Tansania. Allein in diesem Verwaltungsberzirk leben etwa 2.7 Millionen Menschen.
Doch zunaechst eimal haben wir die wunderschoene Fahrt vor uns. Enge Strassen schlaengeln sich durch teils dicht bewaldete Bergpaesse, Gebirgshaenge und Taeler, wechseln sich ab mit trockenen Gegenden und Baobabwaeldern und fuehren schliesslich durch die Sumpflandschaft des Ruaha Flusssystems. In kleinen Orten an der Strasse herrscht geschaeftiges Leben: Holzhandwerk unterschiedlicher Art, Kleidermaerkte und nicht zuletzt natuerlich alle verfuegbaren Feldfruechte sowie Bananen. In den kleinen Doerfern bietet sich dem Besuchern ein wunderschoenes und buntes Bild, das allerdings auch nicht ueber  die  bittere Not im Hinterland hinwegtaeuschen darf. Durch den massiven Holzeinschlag sind weite Gegenden von Erosion bedroht. Die urspruenglich mal mit Hilfe der EU aufgeforsteten Waelder sind ausgeduennt oder kahl geschlagen, die man nur teilweise wieder aufgeforstet hat.
Auch wenn wir staunend sehen, mit welchen Mengen von Nahrungsguetern, Brennholz und nicht zuletzt auch noch lebenden Huehnern manche Maenner ihre Fahrraeder bepackt haben – oder Frauen, die ihre Lasten auf dem Kopf nach Hause tragen – so koennen wir doch nur ahnen, welche beschwerliche Wegstrecke sie damit zuruecklegen.
Die letzten Kilometer vor Mbeya fahren wir dann wieder durch die flache Sumpflandschaft und erreichen nach 340 km am Spaetnachmittag Mbeya. Wir fuehlten uns wieder einmal total verloren in dieser unuebersichtlichen Patchwork Stadt. Auf der Suche nach dem Mbeya Peak Hotel irrten wir durch enge, voellig ueberfuellte Marktstrassen voller Tand und Billigprodukte. Schliesslich fanden wir auch das „Mbeya Peak Hotel“, das  im Reisefuehrer so angekuendigt wurde:  „Mit seiner zentralen, sonnigen Lage und angenehmen Zimmern ist dieses Hotel eine gute Wahl. Es steht in einer kleinen Seitenstrasse 300m oestlich des Marktes. Es gibt ein Restaurant mit Tischen im Garten“ ! Das mit den 300m in einer Seitenstrasse, das stimmte, alles andere gehoerte wohl der Vergangenheit an. Kaum dass jemand im Empfang sass, erfahren wir zunaechst einmal, das keine Zimmer fertig gemacht sind, da man seit ueber 2 Stunden kein Wasser habe. Das Reastaurant sei deshalb geschlossen. Wir bekommen dennoch ein leidlich hergerichtetes aber ansich ordentliches Zimmer und legen uns zunaechst einmal fuer 1 Std. zum Schlafen. Recht huebsch ist das „Garten-Restaurant“,  nur dass es auch dort nicht einmal etwas zu trinken gibt. So entschliessen wir uns, zu Fuss in der Umgebung ein „Restarant“ zu suchen. Auch das ist recht abenteuerlich: Gleich um die Ecke entdecken wir ein paar Tisch und Stuehle draussen. Im dunklen Inneren – nicht gerade sauber zu nennen – sehen wir in einer Vitrine einige Auslagen, von denen wir uns Reis, Goulasch und Gemuese aussuchen, das wir mit nach draussen nehmen. Leider werden wir dort allerdings von einem – wohl geistig behinderten – Maedchen staendig belaestigt, die von unserem Essen etwas abhaben moechte. So sind wir ganz froh, moeglichst schnell das „Restaurant“ verlassen zu koennen.

12.09. Fahrt zum Lake Malawi – Chitimba
Der heutige Morgen in Mbeya beginnt in gewohnter Weise ein wenig abenteuerlich: Es gab natuerlich kein Wasser, es musste erst auf Nachfrage angestellt werden und kam dann spaerlich aber immerhin fuer eine Dusche ausreichend 30 Minuten spaeter. Das Fruehstueck allerdings war ordentlich. Bevor wir abreisten hatten wir  noch ein nettes Gespraech mit dem Manager „Gottfried“, der eine aehnlich negative Perspektive fuer die Zukunft des Landes aufzeichnete wie zuvor der Lecturer der Uni in Dodoma. Danach verliessen wir diese gastliche Staette, um uns in Mbeya nach einer Gaslampe umzusehen, was natuerlich erfolglos war. An der naechsten groesseren Tankstelle hielten wir vergeblich, um einen dringend notwendigen Oelwechsel machen zu lassen, und wurden lediglich auf den Engpass in der Treibstoffversorgung hingewiesen.  Ein wenig beunruhigt kehrten wir ins Zentrum von Mbeya zurueck. Es ist kaum zu beschreiben, wie dreckig es dort war, aber immerhin bekamen wir dort noch Diesel. 2 junge Leute leiteten uns danasch auf einen voellig schlammigen Nebenhof, und gaben vor, dass sie fuer uns einen Oelwechsel und Abschmierdienst durchfuehren koennten. Auch wenn wir ihnen nicht trauten: sie verfuegten sogar ueber ein wenig Werkzeug und machten sich sogleich an die Arbeit. Zeitweilig glaubten wir zwar nicht daran, dass unser Landrover danach wieder fahrtuechtig sein wuerde. Doch es entstehen Zeichen und Wunder! Wir hinterliessen zwar eine boese Oellache im Matsch aber konnten letztendlich die „Werkstatt“ fahrtuechtig verlassen. 
Nach etwa 100km Teerstrasse erreichten wir trotz starken Verkehrs  unbeschadet die Grenze von Malawi, wo uns das reinste Chaos erwartete. Unzaehlige LKWs aber auch PKWs warteten auf die Abfertigung bzw. auf die Moeglichkeit ein wenig Treibstaoff fuer die Durchfahrt durch Malawi zu erhalten. Ausserdem waren natuerlich die Grenzbeamten gerade zum Lunch, sodas wir uns auf eine laengere Wartezeit einstellten.  Was immer geschehen sein mag, nach kurzer Zeit wurde ich gerufen, aus dem Fenster zu schauen, um mein Gesicht mit dem auf dem Pass zu vergleichen, danach durften wir die Autoschlange ueberholen.     
Nachdem wir den Gebirgsguertel zum See hin passiert hatten, verlief die Weiterfahrt ueber Karonga nach Chitimba im mehr oder weniger flachen Kuestenstreifen problemlos. Doch es ist bedrueckend,  nach dem doch sehr gruenen, durch Bananen Anpflanzungen reich wirkenden Umland von Mbeya, hier ploetzlich eine trostlose Armut entgegen schlaegt. Wir haben uns fuer 2 Naechte im Chitimba Camp eingebucht, vor uns liegt eine gute Woche Urlaub am Lake Malawi. Und das ist eine sehr erholsame Zeit!                                 
Das Camp Chitimba wird von 2 Hollaendern (Eddi & Carmen) geleitet; es wurde uns als sehr unruhig beschrieben, da viele Overlander hier Station machen. Wir allerdings finden am aeussersten Ende der Anlage ein huebsches, ruhiges Plaetzchen: vor uns die unendliche Weite des Lake Malawi und hinter uns das gewaaltige Bergmassiv der Nyika Berge. Es ist unfassbar schoen !!! Und so stellen wir uns hier auf 2 Tage totale Erholung ein. Neben uns campen 2 Hamburger (Irina und Jens), zwei Maschinenbau Ingeneure, die mit ihrem umgebauten VW Syncro fuer ein Jahr durch Afrika reisen.
An unserer anderen Seite campen zwei Englaender (Francis & David), die mit ihrem riesigen, selbst umbebauten Bedford von England kommend bis nach Kapstadt wollen. Mit ihnen haben wir einen aeusserst netten Abend, wo wir einmal eine ganz andere Sichtweise von Entwicklungshilfe bekommen.
David berichtet: Sie sind mit erheblichen Spendengeldern durch die aermsten Zonen Afrikas gereist, spez. die Sahelzone. Was er dort erlebt hat, laesst sich kaum dramatisch genug beschreiben. Die Menschen haben in der Hoffnung auf ein besseres Leben ihre ansich durchaus bebaubaren Felder und Familien verlassen und Leben jetzt unter teils fuer Menschen unwuerdigen Verhaeltnissen in den Camps der weltweiten Hungerhilfe. Verbittert sagt er: ‚Mit unserer Art von Hungerhilfe erziehen wir eine ganze Nation zu „Hand-aufhalte-Menschen“, die ihre eigenen Resourcen vernachlaessigen. Besonders Kinder werden schon frueh dazu erzogen, dass das Betteln an der Strasse wesentlich einfacher ist, als sich durch Arbeit den Lebensunterhal zu verdienen‘.
Davids Erlebnisse und Erzaehlung haben uns doch sehr nachdenklich gemacht. Das wird uns noch lange begleiten(!) , wenn wir immer wieder entlang des Lake Malawi bettelnde Kinder an der Strasse treffen. Natuerlich geben auch wir ihnen von unserem Obst, muessen aber feststellen, dass unmittelbar darauf eine kleine Horde von Kindern mit einem grossen schwarzen Sack erscheint, um die „Beute“ darin verschwinden zu lassen. Auch im  weissen Strand am Camp haben sich sehr schnell Kinder und Judendliche eingefunden. Sie bringen so allerhand wertlosen Tand, den sie uns als Kunst anbieten, in der Hoffnung ein klein wenig Geld zu verdienen. Die Fischer hier sind richtig arm!

13.09 Chitimba
Heute haben wir einen ganz faulen Tag. Schon recht frueh gehen wir zum Schwimmen im See und sind erstaunt ueber die Duenung hier – fast wie im offenen Meer. Nach dem Fruehstueck reinigen wir unseren Landrover, waschen angefallene Waesche, machen einen Spaziergang zum Wasser und halten uns ansonsten in der Bar oder im Schatten eines reetgedecksten Unterstands am Strand auf. Die beiden Hamburger und die Overlaender  haben uns schon in der Fruehe verlassen, und so sind wir mehr oder weniger allein. Abends ergibt sich noch ein ausgesehntes Gespraech mit Eddi und reichlich Wein. Mit viel Einsatz versuchen er und seine Partnerin das voellig heruntergekommene Camp wieder herzurichten, das taeglich von vielen Overlaendern angefahren wird. Hauptthema des Abends allerdings ist die nahezu dramatische Treibstoff Knappheit, die grosse Teile des LKW Verkehrs und des Tourismus lahmgelegt hat.
Nach einem wunderschoenen Sonnenuntergang und Mondaufgang kochen wir noch ein leckeres Nudelgericht und ziehen uns dann leicht angesaeuselt in unseren Landrover zurueck.

14.09. Fahrt nach Chiteche
Ein wenig traurig verlassen wir recht frueh diesen wunderschoenen Platz. Uns macht die Sorge um den Treibstoff ein wenig unruhig. Unser Dieselvorrat wuerde gerade noch fuer 500km bis Chipata in Sambia reichen. Dann muessten wir die Tour in den Sueden des Lake Malawi streichen. Eddi hatte uns geraten, es doch noch in Mzuzu zu versuchen, und so kraxeln wir den Gebirgspfad nach Rumphi wieder hoch, um dann nach Mzuzu bergab zu rollen. Zunaechst allerdings kam die grosse Enttaeuschung. Die Tankstellen, die seit 2 Tagen kein Diesel mehr haben, waren bis weit auf die Strasse durch wartende LKWs blockiert. Auch uns bleibt nichts andere uebrig, als uns zunaechst einmal dort einzureihen. Karsten trifft gluecklicherweise auf 2 Jugendliche, die sich bereiterklaeren, ihm 60l Diesel fuer 5 US $ per Liter  zu besorgen. Damit waere unsere Weiterfahrt gerettet, und so willigt er gerne ein – wohlwissend, dass die beiden uns so richtig schroepfen. Ganz wird unser Geld da nicht mehr reichen, aber Karsten sucht seine letzten US$ zusammen, und damit sind sie dann auch zufrieden. Ein wenig abenteuerlich mutet es schon an, was die beiden vorhaben, aber wenn es  letztendlich klappt…….           

Aus unseren Boxen bauen wir kurzerhand einen Tritt, und sie kommen mit 3×20 l Kanistern und einem langen Schlauch.
Nachdem wir nun noch etwas Geld aus einem Automaten ziehen konnten, ergaenzen wir unsere Vorraete bei der Metro und machen uns auf die knapp 100 km ueber Nkhata Bay nach Chinteche.  Von Mzuzu kommend durchqueren wir zunaechst in wunderschoener Gebirgslandschaft die  Viphya Berge und schlaengeln uns abermals auf halsbrecherisch engen Pfaden hinunter zum Lake Malawi. Unser heutiges Ziel erreichen wir nur ueber Nkhata Bay.
Nkhata Bay ist einer der groesseren Haefen am Lake Malawi. Im Reisefuehrer heist es dazu: ‚Ganz Nkhata Bay wirkt wie ein riesiger, chaotischer Strassenmarkt‘.    Es liegt traumhaft schoen an den Haengen der Viphya Berge. Wirtschaftlich sind die Menschen hier vorwiegend  vom Fischfang und vom Anbau von Manjok   abhaengig . Hinzu kommen die Exportgueter Tee und Kaffee sowie Kautschuk von den Gummibaum Plantagen. Ueberall Kautschuk rezin den Bergen  finden wir die  kleinen, an den Stamm der Baeume gebundenen Behaelter, die den Naturkautschuk auffangen sollen, der aus der angeritzten Rinde rinnt. Und noch etwas erweckt unser Interesse: da stehen immer kleine Huegelchen mit einem Stock in der Mitte. Fuer uns unerklaerlich. Erst sehr viel spaeter erfahren wir, dass auf diese Weise aus Holzabfaellen Humus gewonnen So wird Kompost gemacht  und spaeter verkauft wird.
Am fruehen Nachmittag erreichen wir dann das Wilderness Safari Camp, eine sehr grosszuegig angelegte,gepflegte Anlage. Den Tipp hatten wir von Eva bekommen, die hier vor einigen Jahren mit ihrem Partner gearbeitet hat. Wir sind derzeit die einzigen Gaeste und richten  zunaechst einmal auf dem weiten Rasen unter einem riesigen, schattenspendenden Mangobaum unser Camp  ein – direct am Ufer mit wunderschoenem Blick auf die unendlich erscheinende Wasseroberflaeche. Unzaehlige Kinder tummeln sich hier am Strand. Einige plantschen vergnuegt im Wasser,  andere gehen im flachen Ufer Fische fangen. Dazu haben sie ihre eigene Methode entwickelt: Zur Eindaemmung von Malaria hat die Regierung kostenlose Moskitonetze verteilt, die sich hervorragend dazu eignen, die in Kuestennaehe in grossen Schwaermen auftretenden kleinen Kapenta-Fische zu fangen. Karpenta ist  eine Sardinenart die z.B. auch im Lake Kariba gefangenen wird.
Einer von ihnen – Patric – stellte sich uns als Kuenstler vor und bot uns seinen selbstgemachten Schmuck an. Da wir keinen Bedarf haben, verspricht er uns fuer den naechsten Morgen frischen Fisch. Das ist ein Angebot !!!
Heute haben wir keine Lust mehr zum Kochen und lassen uns im Restaurant mit einem Thunfisch Salat verwoehnen. Als es allmaehlich dunkel wird, geniessen wir den lauen Abend unter  unserem Mangobaum und beobachten die vielen kleinen Fischerboote draussen auf dem See. In der Dunkelheit dann spaeter sind wir voellig verdutzt ueber die vielen kleinen Lichter der Kerosinlampen. Ploetzlich wird es unruhig auf dem Wasser. Wir hoeren Stimmen, Trommeln und Gesang! – Erst viel spaeter  erfahren wir, dass die Fischer auf diese Weise ihre Frauen vom erfolgreichen Fang berichten, damit sie schon mal mit Geld an das Ufer kommen !
An diesem Abend sitzen wir noch sehr lange bei einem Glaeschen Wein am Ufer, tief beeindruckt durch die  vielen neuen Erlebnisse des Tages.

15.09 Chiteche                                                                                                      

Recht frueh am Morgen – wir haben noch nicht einmal unser Fruehstueck beendet – kommt bereits der erste Fischer mit frischem Fisch ins Camp, doch wir wollten gerne auf Patric warten, der uns wenig spaeter einen richtig appetitlich aussehenden Bream bringt. Dann setzt er sich zunaechst einmal zu uns – wir hatten noch Kekse fuer ihn uebrig – und erzaehlt uns aus seinem Leben:   Patric ist Vollweise und verantwortlich fuer 2 noch schulpflichtige Geschwister, die bei ihrer hochbetagten Grossmutter leben. Bis vor Kurzem hat er noch in Botswana gearbeitet und in Kasane seinen Schmuck verkauft, doch dieses bescheidene Einkommen reichte fuer seine Familie nicht mehr aus. Deshalb lebt er jetzt wieder in Chinteche. Wenn er keinen Fisch besorgen kann, dann ernaehrt sich die Familie ausschliesslich von Manyok Knollen und den Blaettern der Pflanze.
Anscliessend bittet er uns noch um einen piece-job – am Besten waere es natuerlich, wenn wir ihn mit nach Botswana naehmen. Wir einigen uns darauf, dass er uns die angefallene Schmutzwaesche gegen ein grosszuegiges Entgelt waescht.
Somit haben wir heute einen ganz faulen Tag, koennen lesen oder Tagebuch schreiben. Gegen Abend wird es dann empfindlich kalt und wir ziehen uns richtig warm an.  Bei dem excellent gegrilltem Bream und beim Mondaufgang und gutem Wein mit Blick auf den See und den Fischerbootan lassen wir den Tag ausklingen.

16.09. Senga Bay
Sehr frueh am Morgen und nach kurzem Fruehstueck brechen wir heute Richtung Senga Bay auf. Wir hoffen die knapp 300km schon vor der Mittagshitze ueberwunden zu haben. Es verspricht eine wunderschoene Fahrt durch schroffe Gebirgspaesse, die offene Huegellandschaft der Hochebene und dem flachen Kuestenstreifen Malawis zu werden.  Auf relativ schmaler Strasse durch Pinienwaelder, die durch uebermaessigen Holzeinschlag teilweise recht trostlos aussehen, und den Komposthuegeln am Boden. Streckenweise fahren wir durch lichte Kautschuk Plantagen und in den teils  sumpfigen Niederungen  der Flusstaeler beeindruckende „Baobabwaelder“. Dann wieder oeffnet sich der Blick gen Osten auf die weissen Straende des Lake Malawi und gen Westen auf saftiggruene Teeplantagen an den Berghaengen. In Salima verlassen wir die breite Kuestenstrasse und fahren auf einer gut ausgebauten aber sehr Sengaschmalen  Teerstrasse Richtung Senga Bay. Der kleine Ort „Senga Village“ ist ein sehr urspruenglicher, durch die Armut der Menschen hier gezeichneter Ort. „Senga Bay“ dagegen ist total durch den reichen Tourismus und aus Lilongwe stammendem „Geldadel“ gepraegt. Entlang des gesamten Kuestenstreifens erstrahlen die blendend weissen Hotels, Lodges oder Privathaeuser, waehrend die eingeborene Bevoelkerung voellig abgeschnitten vom Strand im Innland lebt. Es ist schon ein wenig deprimierend zu sehen, wie Senga Village Senga Villagedurch einen Drahtzaun ausgegrenzt ist. Auf schmalen Sandwegen durch den Ort erreichen wir unser heutiges Ziel „Cool Runnings“, eine kleine Pension direct am Strand. Neben einem Campingplatz und einem Dormitary kann man hier auch Hotelzimmer buchen. Das haben wir natuerlich ausgenutztCool Runnings
Dies kleine bemerkenswert nette Camp ist von einer alleinstehenden jungen Frau        ( Sam ) aufgebaut und wurde uns auch von Eva empfohlen. Beeindruckend ist Sams Engagement in der local community, wo sie sowohl eine Preschool (Kindergarten) als auch eine Fussballmannschaft betreut.
Wir richten uns zunaechst einmal in dem zwar sehr einfachen aber voellig ausreichenden kleinen Zimmer ein, besorgen uns einen funktionierenden Ventilator und machen eine ausgedehnte Mittagsruhe.  Fuer heute Nachmittag haben wir nichts weiter vor und koennen in Ruhe den weiteren Verlauf unserer Tour planen. Dabei geniessen wir bei einem Cooldrink auf dem Rasen den Blick auf das Meer mit den FischerbootenLake Malawi Fischen bei Tag und den Bergen von Mozambique im Hintergrund.a Senga Bay Nach einem koestlich gegrillten Tilapia bzw Haehnchen fuer Karsten zum Abendessen zieht es ihn in der Abenddaemmerung an den Strand, um einige schoene Erinnerungsfotos zu machen. Danach lassen wir den Abend ganz zivilisiert bei dem aufgehenden Mond ueber dem Meer und einem Sundowner ausklingen.

17.09. Fahrt nach Sambia
Ganz frueh am Morgen geht Karsten noch einmal auf Photojagd an den Strand. Wir haben einen wSonnenaufgang Sengaunderschoenen Sonnenaufgang und das Meer flimmert in goldemem Licht.Unser heutiges Ziel ist Chipata direct hinter der sambischen Grenze. Und so koennen wir noch einmal die wunderschoene , bewaldete Bergwelt geniessen, die Baobabwaelder und die reissenden kleinen Gebirgsbaeche.
Inmitten von „nowhere“ treffen wir dann auf ein etwas sonderbares Schild am Strassenrand. Kaum vorstellbar, dass sich hierher jemand verirrt !!! Doch unseren ersten Stopp machen wir in Lilongwe, wo wir noch so allerhand zu erledigen haben. Am Wichtigsten natuerlich: wir brauchen Geld! Da die Mall wie immer von vielen „krausen“ Haendlern durchsetzt ist, suchen wir einen Parkplatz etwas ausserhalb. Es dauert einige Zeit, bis wir alles gefunden haben: Ich brauche neue Sandaletten, dann habe ich ja vor ein paar Tagen unsere Aussenlampe zerbrochen, die sich gluecklicherweise erneuern liess.
Die gut 150km nach Chipata waeren schnell zurueckgelegt, gaebe es da nicht die Grenzkontrollen. Nach etwa 100km erreichen wir einen klitzekleinen Ort namens Mnchinji, von dem aus es direkt zur Grenze geht.17.09Maenner 
Es ist ein recht quirrliger Ort, und ich bin froh danach wieder im offenen Land zu sein. Hier in den kleinen Doerfern jenseits der Touristen- und Handelsrouete herrscht wieder die erschreckende Armut des Hinterlandes, die uns von nun an auf unserer letzten Etappe  durch Sambia begleiten wird. Ein wenig irritiert haben uns dann ploetzlich diese beiden Gestalten, als sie vor uns auf die relative enge Strasse springen. Wir halten an, um uns danach zu erkundigen, welchen Grund ihr Auftreten habe. “ Ihre Augabe sei es, darauf zu achten, dass die Kinder nicht von einem Auto ueberfahren werden“. Wir haben lange versucht, etwas ueber dieses Ritual zu finden, denn so richtig koennen wir den beiden nicht glauben, da weit und breit keine Kinder zu sehen sind.
Etwa 17 km hinter Mchinji erreichen wir den Grenzposten nach Sambia und duerfen uns auf eine laengere Wartezeit einstellen.